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Mittwoch, 25. März 2015

If you can`t afford a Guy Laroche Dress, sew one by yourself!




(Leider die einzigen Fotos, die ich gemacht habe vom Ball...bin leider etwas posier- und fotofaul. Alle weiteren Fotos sind von Frau DrehumdiebolzenJenny und vor allem Philip Bechtle)

Über ein Abendkleid zu schreiben, das könnte länger dauern. Schon als Kind und Teenie habe ich regelmässig grosse Stoffstücke drapiert und mir Abendkleider vorgestellt. Und tatsächlich auch vier Kleider für den Weihnachtsball am Gymnasium genäht. An Abendkleider habe ich also ein wenig mein Herz verloren und deshalb habe ich mich im Winter spontan dazu entschlossen, am Dressmaker`s Ball teilzunehmen.

Was für ein Kleid nähen? Ich schrieb eine Liste mit potentiellen Stilrichtungen, die mir gefallen bzw. an mir gefallen.

Dramatisch und opulent
- macht Spass, aber ist oft zu auffällig und nicht oft tragbar
Sportlich und figurbetont
 - betont meine Schoggiseiten, setzt die Figur in Szene - aber auch nicht oft tragbar und zudem wohlfühlabhängig
Romantisch und verspielt
- toll für Hochzeiten, bequem...

Suchte  eine Menge toller Abendkleider auf Pinterest und entschied: Opulent und festlich bzw sportlich und körperbetont waren meine zwei Favoriten.

Danach suchte ich Schnitte...viele gefielen mir, aber bei einem Schnitt machte es "ping" oder so im Kopf und ich wusste, das wird mein Kleid! Ein teurer Schnitt, völlig unvernünftig weil für viele Anlässe zu viel Haut gezeigt wird. Andererseits war der Schnitt auch "schokoladenseitiger" als viele andere. Rücken, Schultern und Bauch zu zeigen finde ich ganz ok. Und meine Oberweite hat wenig Ambitionen, irgendwo herauszuhüpfen. Nach der ganzen Korsagengeschichte beim letzten Abendkleid reizte mich die Vorstellung, bedenkenlos schlemmen zu können. Es wurde also ohne viel Zögern das "unvernünftige Kleid", wie ich es gerne nenne, obwohl ich keine einzige genähte Version auf G*ogle oder irgendwelchen Blogs gefunden habe. Guy Laroches Kreationen haben mir übrigens schon immer gefallen, unvergessen Hilary Swanks Rückenausschnitt bei den Oscars 2005.

Der Stoff ist aus Jersey, eine Mischung aus bordeauxrot und marsala ( die Farbe des Jahres 2015! Yeah). Als Alternative hatte ich einen olivgrünen Seidenjersey, aber der Rote hat mich doch mehr überzeugt. Seidenjersey wäre theoretisch besser, da der Jersey schon sehr schwer ist, aber eine tolle Qualität hat.

Das Nähen war dann sosolala, ich habe es mehrmals geschafft, durch gewaltvollen Umgang mit dem Schnittmusterpapier ein paar Risse zu machen (hat Vogue immer so schlechte Papierqualität?) und der Kater hat ebenfalls dabei geholfen. Zudem war es nicht ganz so einfach sich vorzustellen, wie wo genau die ganzen riesigen unförmigen Schnittteile hinkommen, da das Oberteil des Kleides überall gerafft wird. Ich musste eine Menge anpassen, bis das Oberteil so sass, wie ich wollte. Durch das Gewicht des Jerseys zieht sich das Oberteil nach unten, das war aber einkalkuliert, weil ich eh einen ziemlich langen Oberkörper habe.

Besonders spannend finde ich die Konstruktion des Rockteils. Zwei Kreise werden aufeinandergenäht, aus dem einen wird ein Kreis für die Taille geschnitten und eingekräuselt, aus dem anderen der Rocksaum ausgeschnittenn. Der Rock fällt dadurch ganz besonders und ist schnell genäht.

Getragen ist das Kleid superbequem, und es hält sich wirklich auch beim Tanzen ganz gut! Das einzig mühsame ist der Saum, dadurch dass man unten quasi ein Loch in den Kreis schneidet, bin ich mit den Schuhen ständig festgehängt, aber egal. Ansonsten ist es nämlich Kleiderliebe pur und ich freue mich sehr über das Kleid und habe mich wohl gefühlt darin,






geblendet von all den schönen Kleidern?



Der Anlass für das Kleid, der Dressmaker`s Ball von Mama macht Sachen  hätte schöner nicht sein können. Vielen Dank für die Organisation, es war ein wirklich gemütlicher und überaus sympathischer Einstieg in die reale Nähwelt. Ich durfte viele nette Menschen kennen lernen, atemberaubende Kleider bestaunen (soo eine Vielfalt...) spannende Gespräche führen, tolle Gemeinsamkeiten entdecken (Hip-Hop, Restaurant Hirschen ;)...) und das Essen, die Musik und die Location waren auch ganz hinreissend. Ich war anfangs etwas unsicher, sollte ich hingehen, alleine, so weit weg...und habe das Ganze mit einem Besuch bei zwei langjährigen Freunden in Münster und in der Nähe von Köln verbunden. Das ganze Wochenende war sehr intensiv, so viele neue und alte Begegnungen, so viele nette Menschen. Bei beiden Freunden war die Zeit zu schade um zu schlafen, wenn man sich doch so selten sieht. Ich bin montagmorgens glücklich und voller Erinnerungen heimgefahren, mit furchtbarem Schlafmangel.

Ich verlinke mich auch noch beim MeMadeMittwoch, Leider eine Woche zu spät, denn die letzte war sehr sehr turbulent  - aber ein wenig Glamour im Alltag darf auch sein.

Schnitt: V1047, Designerschnitt von Guy Laroche
Grösse: 10
Stoff: Jersey, aber sehr gute Qualität, leider eher zu schwer
Änderungen: wie oft das Kleid um einiges gekürzt. Die Oberteile habe ich versucht zu verlängern, was aber ein Fehler war: dadurch hat sich alles verzogen und ich musste sehr lange herumbasteln, bis das Kleid wieder einigermassen sass. Besonders die gerafften Vorderteile lappten ganz stark nach unten und waren an den Seiten viel zu weit, da habe ich viel enger genäht. Der Taillenbund ist deutlich enger genäht. Der Rock hätte eigentlich einen Futterrock, den habe ich aber zweck Gewicht weggelassen und mein Stoff ist auch weniger durchscheinend als im Original.